Körperorientierte Traumatherapie

Traumaverständnis

Ein Trauma unterdrückt die Entfaltung des Lebens. Es unterbricht die Verbindung zu uns selbst, zu unserem Körper, zu anderen Menschen und zur Welt.  

 

Das Trauma ist im Körper und im autonomen (vegetativen) Nervensystem gespeichert. Es entsteht, wenn sich ein Mensch angesichts eines bedrohlichen Ereignisses überwältigt und hilflos fühlt und die natürlichen Überlebensreaktionen wie Kampf oder Flucht nicht - oder nicht vollständig  - durchlaufen werden können. Sind Kampf oder Flucht nicht möglich, kommt es zu einer Erstarrungsreaktion. Die hohe Stressenergie, die bei dem Ereignis mobilisiert wurde, verbleibt dabei im Nervensystem wie "eingefroren". Das heißt, der Körper ist in ständiger Alarmbereitschaft, auch wenn die Gefahr längst vorbei ist.

 

Aber nicht immer sind es katastrophale Situationen, auch mehr alltägliche Ereignisse können potentiell traumatische Wirkung haben. Beispielsweise Zahnarztbesuche, Stürze, kleine Auffahrunfälle, plötzliche Trennungen oder auch Operationen zu denen wir uns bewusst entschieden haben. Diese Ereignisse werden nicht vom Verstand, aber unter Umständen vom Körper als überwältigend empfunden. 

 

Das (traumatisierte) Nervensystem kommt ins Ungleichgewicht und kann sich nicht mehr gut regulieren. Es bleibt in der hohen Stressaktivierung stecken bzw. es kommt in der Folge zu abrupten Wechsel zwischen Übererregung und Erstarrung. Dies kann sich im Alltag durch unterschiedliche Symptome ausdrücken:

 

Mögliche Symptome einer vegetativen Übererregung:            

-Innere Unruhe, Schlafstörungen

- Ängste

- Zittern

-Schreckhaftigkeit

-Reizbarkeit, Wutanfälle

- Konzentrationsschwächen

Mögliche Symptome einer vegetativen Untererregung/Erstarrung:

 

- Depression, Lustlosigkeit

- tiefe Erschöpfung, Kraftlosigkeit

- emotionale Taubheit

- sich abgeschnitten fühlen

- sich "anders" fühlen, sich unverbunden fühlen

- das Gefühl nur noch zu funktionieren


Schocktrauma

Als Schocktrauma wird ein einmaliges Erlebnis bezeichnet, wie beispielsweise Unfälle, Stürze, Überfälle, Operationen, Missbrauch, Vergewaltigung oder der Verlust eines nahe stehenden Menschen. Entscheidend ist dabei nicht das Ereignis selbst sondern inwieweit die individuellen Verarbeitungsmechanismen überwältigt wurden und der Erregungszustand nicht mehr reguliert werden konnte. So können auch scheinbar weniger extreme Ereignisse traumatische Wirkung haben.  Ob ein Ereignis traumatisierend ist, hängt in großem Maße davon ab, wie unser Körper und unser Nervensystem darauf reagiert.

Entwicklungstrauma / Bindungstrauma

Ein Entwicklungstrauma entsteht, wenn in der frühen Kindheit langanhaltender, chronischer Stress erlebt wird und die Verarbeitungsmöglichkeiten des Babys/Kindes überfordert sind. Häufig wird chronischer Stress durch nicht ausreichende oder fehlende Bindung ausgelöst. Als Folge kann sich das Grundgefühl von Sicherheit und Verbundenheit nicht in dem Maße entwickeln, wie das Kind es als Basis für das weitere Leben gebraucht hätte. 

 

Ebenso wird das Nervensystem und die Fähigkeit zur Selbstregulation (die Fähigkeit sich selbst zu beruhigen, mit Stress umzugehen) beeinträchtigt. 

 

Beispiele von Dauerstress in der frühen Kindheit:

- eine depressive Mutter

- eine sehr ängstliche Mutter, hoher Stress während der Schwangerschaft

- Bezugspersonen, die selbst traumatisiert waren oder wenig bindungsfähig

- wenig Körperkontakt als Baby

- schreien gelassen oder häufig alleine gelassen worden zu sein

- Lieblosigkeit, Demütigungen

- (emotionale) Vernachlässigung, wenig Aufmerksamkeit

- frühe Krankenhausaufenthalte, bei dem das Kind alleine gelassen wurde

 

Aus der Sicht des Babys/Kindes werden solche Umstände als existentielle Bedrohung und hoher Stress erlebt. Um die Situation zu bewältigen und den Dauerstress und den Schmerz weniger zu fühlen, geht das Nervensystem des Kindes letztendlich in den Zustand des "Freeze/Erstarrung". Dies ist oftmals der letzte Bewältigungsmechanismus, der in diesem frühen Alter zur Verfügung steht. Das Kind resigniert.

 

Die Folge dieses erstarrten Zustands ist, dass der Zugang zum eigenen Körper, zu den eigenen Gefühlen und zur  Lebensenergie ein Stück weit verloren geht. Das Grundgefühl, das häufig entsteht, ist ein Gefühl von Unverbundenheit und alleine sein. Die Welt und die Verbindung zu anderen Menschen wird oft als nicht sicher empfunden. Die Folgen wirken sich nicht selten bis ins Erwachsenenalter aus und beeinflussen unter anderem die Art wie wir in Beziehung gehen.

 

Beispiele möglicher Auswirkungen sind:

 

- Schwierigkeiten sich zu regulieren (starre und unflexible Reaktionen, Schwierigkeiten mit neuen Situationen umzugehen)

- den Körper und Körperempfindungen wenig zu spüren

- sich "abgeschaltet", nicht wirklich anwesend zu fühlen

- Schwierigkeiten sich zu entspannen, hohe Daueraktivierung des Nervensystems

- Schwierigkeiten mit Gefühlen umzugehen, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen

- Schwierigkeiten sich abzugrenzen, für sich einzustehen, Nein zu sagen

- Schwierigkeiten in Beziehungen: Angst vor Nähe, Vermeidungsverhalten, symbiotisches Verhalten

Körperorientiertes Arbeiten mit Trauma

Ziel der Traumabewältigung ist immer auch eine Rückverbindung mit sich selbst, dem eigenen Körper und anderen Menschen - da bei Trauma diese Verbindung oft verloren geht.

 

Es wird ein sicherer Rahmen angeboten in dem zunächst die eigenen Ressourcen gestärkt werden. Ein behutsames Vorgehen ist Voraussetzung, dass das Erlebte verarbeitet und integriert werden kann. Dabei ist es nicht notwendig das Geschehene detailliert (wieder) zu erinnern.

 

Vielmehr wird der Klient darin unterstützt, sich im Hier und Jetzt zu orientieren und seine Körperempfindungen bewusst wahrzunehmen. Das bewusste Wahrnehmen des eigenen Körpers ist eine Voraussetzung, um die Selbstregulationsfähigkeit zu fördern und wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es kann zu einem behutsamen "Entladen" der im Körper und im Nervensystem festgehaltene Energie kommen. Erstarrte Orientierungs-, Verteidigungs- oder Fluchtreaktionen können wiederhergestellt werden.

 

Themen, die häufig im Rahmen von Entwicklungstrauma bearbeitet werden, umfassen beispielsweise:

das Wahrnehmen und Wiederherstellen von Grenzen, das in Kontakt sein mit sich und anderen, das Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse und das Spannungsfeld Anpassung/Autonomie (Nähe/Distanz). Hierbei geht es darum, diese Themen zu erforschen und (neue) Erfahrungen zu ermöglichen, die körperlich erlebbar sind.

 

Durch das Miteinbeziehen des Körpers, können Emotionen mehr und mehr zugelassen, gespürt und integriert werden.

Mit der Zeit kann sich das Gefühl von Einengung und Lähmung zunehmend in ein dem Gefühl von Lebendigkeit und Verbundenheit wandeln. 

Fortbildung

Meine Fortbildung umfasst eine körperorientierte Traumatherapie auf der Basis der Hakomi®-Methode, die Elemente von Somatic Experiencing (SE) miteinschließt. Lesen Sie hier mehr über mich.